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Natürliche Liebe

**********ucher Mann
4.706 Beiträge
Themenersteller 
Natürliche Liebe
Ich wollte nur Brötchen holen ... da steht sie hinter der Theke ... ein junges Mädel ... vielleicht 20 Jahre alt ... dunkle Haare hinten hochgebunden, schlank, ein Gesicht wie gemalt, zarte Lippen, geschwungene Augenbrauen und ein wunderhübsches Lächeln um die Augen ... ganz lieb, ganz freundlich, ganz für ihre Kunden da ... und dann ein T-Shirt an, das vorne etwas zu weit geschnitten ist ... ich glaube, es war ihr nicht einmal bewusst ... und jedesmal, wenn sie sich vorgebeugt hat, um etwas aus der Theke zu nehmen, konnte man ihren zarten Busen, ihre zwei kleinen, wohlgeformten Brüste fast ganz sehen ... nicht irgendwie aufreizend, sondern ganz natürlich ... ein Anblick für die Götter ... ich hätte den ganzen Tag nur Brötchen kaufen können ... eins nach dem anderen.

*sonne*

Geht euch das auch so? Erlebt ihr auch Situationen im Alltag, die euch anrühren, die euch ganz unverhofft, unerwartet und unvorbereitet treffen und die ein Zeichen von Liebe setzen, ein stilles Ausrufezeichen in dieser Welt, die manchmal so lieblos geworden zu sein scheint. Hier wäre Platz für solche Geschichten und Erlebnisse.
Ja, so etwas ähnliches kenne ich.

Vor einiger Zeit fuhr ich mit dem Auto nach Hause. In einem kleinen Ort bildete sich ein Stau und es ging nur Stop and Go vorwärts.
Auf meiner Bürgersteigseite kam unserer Autoreihe ein Mann entgegen und dann geschah etwas ganz seltsames. Er kam an meinem Auto vorbei und wir sahen uns in die Augen. Das war ein Moment, wie ich ihn davor bisher erst einmal in meinem Leben erlebt habe. Es war ein Augenblick voller Liebe, mir ging echt das Herz auf, die Welt hielt an, es waren Sekunden, aber es kam mir vor wie eine Ewigkeit.

Dieser Mann hatte überhaupt nichts besonderes an sich, ich könnte auch nicht sagen, dass ich ihn anziehend fand. Nichts von dem, da war einfach nur im wahrsten Wortsinne dieser Augen-Blick, der sich anfühlte wie Liebe pur.

Das Erlebnis war so intensiv, dass das Gefühl recht lange anhielt und ich auch heute noch gelegentlich daran denke und dann einfach nur lächle und das Leben genieße.

Ich hoffe, dass war jetzt so eine Geschichte, an die du bei diesem Thread gedacht hast.
**********ucher Mann
4.706 Beiträge
Themenersteller 
Auch eine sehr schöne Geschichte, Silvia. Danke. *g* Ja, sowas meinte ich ... Dinge, die einem widerfahren, die nicht planbar und nicht wiederholbar sind und die man bei gehöriger Aufmerksamkeit ab und zu erleben kann ... ich hüte sie wie kleine aber sehr wertvolle Perlen der Erinnerung in meinem Leben. Eine andere Geschichte habe ich vor Jahren auf einer Urlaubsfahrt erlebt:

Es geschah auf der Fahrt zur Côte d’Azur, hunderte von Autobahnkilometern und fast 12 Stunden Fahrt lagen bereits hinter mir, als ich in den Sog von Grenoble, einer Industriestadt am Rande der französischen Alpen geriet. Zusammen mit tausenden anderen Reisenden wurde ich von dem Strudel des Feierabendverkehrs erfasst und mal langsamer mal schneller von Nord nach Süd durch die Stadt gewirbelt, bis ich schließlich völlig entnervt am anderen Ende ausgespuckt und in die Stille der sanft aufsteigenden Berge wieder freigegeben wurde.

Dann ging es weiter auf den Spuren Napoleons, der hier einst mit seinen Mannen die Alpen durchquert hatte, auf kurvenreicher Straße bergauf und bergab und dann wieder bergauf, entlang an Flüssen und Seen, Feldern und Wäldern, durch weite Täler und über hohe Berge. Die landschaftliche Vielfalt und die Schönheit der Natur lieferten sich ein stetes Wechselspiel, wobei man nicht satt wurde, immer wieder Neues zu entdecken und zu bestaunen, bis schließlich alle Kraft zu schwinden drohte ...

Gelegentlich führte der Weg auch durch abgeschiedene Bergdörfer mit jahrhundertealten Häusern aus großen behauenen Steinen, die eine Ruhe und Geborgenheit ausstrahlten, dass man am liebsten für immer dort hätte verweilen mögen.

Gegen Abend lenkte ich mein Fahrzeug gerade um eine scharfe Kurve, als sich vor mir wieder eines dieser kleinen Bergdörfer aufbaute. Da erschien mir im Schatten der Abendsonne vor der ersten Behausung dieses verwunschenen Örtchens auf einem Holzschemel sitzend eine uralte Frau, die ganz in schwarzes Tuch gehüllt war und mir mit einer freundlich einladenden Geste und einem gütigen Lächeln den Weg ins Dorf wies.

Die Frau mochte wohl 90, 100 oder mehr Jahre zählen, doch ihre Augen hatten sich die jugendliche Frische einer Zwanzigjährigen bewahrt. Sie war umgeben von einer Aura der Zufriedenheit und des Glücks, die sie augenblicklich auf jeden übertrug, der sich auf diesem Weg dem Dorf näherte.

Ich grüßte freundlich und fuhr langsam dorfeinwärts, als ich bemerkte, wie jeglicher Stress und jede Anspannung, die sich an diesem langen Tage in mir angesammelt hatten, von mir abfielen und einer Ruhe und Gelassenheit wichen, die mich bald anhalten, das Nachtlager an einem See aufschlagen und schließlich friedlich einschlafen ließen, um am nächsten Morgen mit neuer Kraft den Weg wieder aufnehmen zu können ...
*****s42 Mann
11.817 Beiträge
Naja - aber ist das "Liebe"?

Das ist in meinen Augen eher "natürliche Erotik", "sexuelle Fantasie und Begehren" usw.

Und ich denke, dass ähnliche Situationen schon viele Menschen erlebt haben und auch immer wieder erleben - ein Blick, ein Lächeln, eine Geste, eine Körperrundung oder was auch immer, was einen in diesem Augenblick erotisch verzaubert und der Fantasie freien Lauf lässt.

Aber Liebe? - Ich finde, das nimmt der Liebe den Zauber, wenn man so etwas schon "Liebe" nennt.
**********ucher Mann
4.706 Beiträge
Themenersteller 
Weißt du Sorbas, wer die Liebe nicht in sich spürt und immer überall etwas zu nörgeln findet, der darf das gerne nennen wie er will, nur verstehen wird er es nie.
*****s42 Mann
11.817 Beiträge
Ich unterscheide halt zwischen Erotik und Liebe.

Erotik kann ich auch ohne Liebe ausleben - und ich kann ebenso ohne Erotik sehr tief und aufrichtig lieben.

Und ich finde es sehr schön und angenehm, beides auch (!) getrennt genießen zu können.

Manchmal hab ich das Gefühl, dass es Menschen gibt, die nur den erotischen Trieb kennen und dann meinen, DAS sei bereits Liebe *zwinker*
*********unke Mann
1.459 Beiträge
ich denke...
und liege hoffentlich nicht falsch, daß sowohl Momente der Liebe, als auch der Erotik, Sympathie, Zuneigung, gleiche Wellenlänge und so weiter gemeint waren.

Es gibt sie, solche Momente, das finde ich auch.

*E:
Dinge, die einem widerfahren, die nicht planbar und nicht wiederholbar sind und die man bei gehöriger Aufmerksamkeit ab und zu erleben kann ... ich hüte sie wie kleine aber sehr wertvolle Perlen der Erinnerung in meinem Leben.

Ich hütete solche Erlebnisse mal eine zeitlang nicht nur in der unzuverlässigen Erinnerung - sondern schrieb das auch mal in einer Datei auf. So eine Art unregelmäßiges Tagebuch. Vielleicht zitiere ich mal was.
*****s42 Mann
11.817 Beiträge
OK, aber dann war das Eingangsbeispiel ungünstig gewählt. *zwinker*

Ansonsten gibt es solche Momente doch immer wieder, meist mehrfach am Tag.

Und wenn es nur der dankbare, freundlich lächelnde Blick ist, den man erhält, weil man z.B. einem anderen Menschen den Vortritt gelassen hat. Lauter kleine Momente der Liebe und einer Reaktion darauf (die man gar nicht mit seiner Handlung bezweckt hat, über die man sich aber natürlich trotzdem freut). *ja*
Ansonsten gibt es solche Momente doch immer wieder, meist mehrfach am Tag.
Das wiederum kann ich so gar nicht feststellen oder wir reden von verschiedenen Dingen.

Es ist für mich ein deutlicher Unterschied, ob ich freundliche, hilfsbereite Momente der kleinen Freude erlebe, oder das weite und doch sehr tiefgehende Gefühl von Liebe.

Letzteres hat für mich übrigens auch überhaupt nichts mit Erotik zu tun, denn wie ich schon in meiner Schilderung schrieb, war dieser Mann für mich überhaupt nicht anziehend und in diesem Moment von Erotik deshalb keine Spur.

Es war einfach das tiefe Gefühl von Eins-Sein und Liebe zwischen Menschen, unabhängig von Geschlecht und/oder Alter. Ein Verbunden-Sein, für mich eine sehr spirituelle Erfahrung.

Ich hatte sowas übrigens auch mal mit einem meiner Hunde. Ich hatte diese Hündin fast 10 Jahre und einmal, nur ein einziges Mal gab es auch da so einen Moment von tiefer Liebe.

Natürlich ist halt die Frage, wie jemand das empfindet bzw. wo er die Grenze für sich zieht. Diese tiefgreifenden Erfahrungen, die mir auch lange im Gedächtnis und in der Seele bleiben, erlebe ich ausgesprochen selten, also alle paar Jahre.
**********ucher Mann
4.706 Beiträge
Themenersteller 
Ach lieber Schattenfunke, dann lass uns doch gern teilhaben an dem ein oder anderen Erlebnis aus den Dateien deiner Erinnerung ... lächel.

Ich denke, das Thema wird schon verstanden und wir kennen sie alle, diese Lichtblitze der Liebe im Leben. Damit meine ich allerdings nicht das freundliche Lächeln wenn jemand sich dafür bedankt, dass ihm/ihr die Tür aufgehalten wird. Ich meine schon die (tiefere) Liebe unter der Oberfläche, eine Form genereller, nicht exklusiver Liebe, eine Art natürliche Liebe, wie sie sich in ihrem Ursprung offenbart ohne konkreten Bezug zu einer bestimmten Person, eine unbekümmerte, freie, sorglose und vertrauensvolle Liebe.

Eine meiner Auszubildenden zum Beispiel hat auch so etwas an sich ... wenn sie das Büro betritt, tritt ein Strahlen mit ihr ein, das die Arbeit zwar nicht vergessen lässt, sie aber plötzlich mit einer Leichtigkeit umgibt, die eine Atmosphäre schafft, als würde man von einem immer frischen Frühlingsduft umgeben. Das sind nach meinem Empfinden Zeichen einer natürlichen Liebe, die manchen Menschen, oder auch Tieren (zustimmend @****ia), innewohnt und zwar jenseits jeglicher Erotik, die hier auch überhaupt nicht gemeint ist.
********eter:
Eine meiner Auszubildenden zum Beispiel hat auch so etwas an sich ... wenn sie das Büro betritt, tritt ein Strahlen mit ihr ein, das die Arbeit zwar nicht vergessen lässt, sie aber plötzlich mit einer Leichtigkeit umgibt, die eine Atmosphäre schafft, als würde man von einem immer frischen Frühlingsduft umgeben. Das sind nach meinem Empfinden Zeichen einer natürlichen Liebe, die manchen Menschen, oder auch Tieren (zustimmend @****ia), innewohnt und zwar jenseits jeglicher Erotik, die hier auch überhaupt nicht gemeint ist.

Ich nenne das, was Du beschreibst "Ausstrahlung" oder "Aura" eines Menschen.

Natürliche Liebe... Ja, solche Begegnungen kenne ich auch. Allerdings hat es mich gewundert, dass Du diese Begegnungen "natürliche Liebe" nennst.

Ich habe so etwas auch mit ganz besonderen Menschen erlebt... und nur wenig Worte. Kann es schlecht beschreiebn, das muss man erlebt haben... Kann es sein, dass die deutsche Sprache hierfür kein Wort kennt?

Es handelt sich um wundervolle Begegnungen. Meines Erachtens schon um Wunder und deshalb würde ich sie als göttliche Begegnungen bezeichnen.
**********ucher Mann
4.706 Beiträge
Themenersteller 
@********cket

Ja, sicher kann man das äußere Phänomen als Ausstrahlung oder Aura beschreiben und benennen, doch damit trifft es noch nicht den Kern und die Ursache dieser äußerlich sicht- und spürbaren Wirkung. Mein Begriff der natürlichen Liebe zielt mehr auf die innere Ursache für dieses Strahlen.

Ich bin nicht religiös, aber vielleicht kann man es am Beispiel von Jesus verdeutlichen, dem ja auch eine bestimmte Ausstrahlung und Aura zugeschrieben wird, wobei die Ursache dieser Ausstrahlung direkt in der Liebe zu finden sein soll. Oder nehmen wir andere Menschen mit dieser Ausstrahlung ... Ghandhi, Martin Luther King, Mutter Teresa zum Beispiel. Was, wenn nicht das, was wir Liebe nennen, wirkt hier so nach außen?

Was aber meine Intention mit diesem Thread ist, wäre zu zeigen, dass es nicht großer Menschen, Wunder oder anderer überirdischer Phänomene bedarf, sondern dass man im täglichen Leben dieses (natürliche) Liebeswirken immer wieder beobachten kann.
********eter:
Was aber meine Intention mit diesem Thread ist, wäre zu zeigen, dass es nicht großer Menschen, Wunder oder anderer überirdischer Phänomene bedarf, sondern dass man im täglichen Leben dieses (natürliche) Liebeswirken immer wieder beobachten kann.

Da stimme ich Dir zu.

********eter:
Was, wenn nicht das, was wir Liebe nennen, wirkt hier so nach außen?

Wer offen ist, erlebt soiche Situationen sehr viel häufiger (bewußt).
Dennoch bleibt es (für mich) zu lösen, zu hinterfragen.... ist es Liebe, ist es sein?

Es ist auf jeden Fall göttlich. Ich bin auch nicht religiös. Und dennoch bezeichne ich es so. Solche Begegnungen münden in eine tolle Erfahrung des Seins (ja mit Zügen von Geborgenheit, Ergriffenheit, Zufriedenheit...). Ich selbst erlebe so etwas auch mit mir allein, nämlich bei der Meditation.

Liebe? Oder doch etwas anderes (sui generis)?
*****s42 Mann
11.817 Beiträge
*********nzige:
Es ist für mich ein deutlicher Unterschied, ob ich freundliche, hilfsbereite Momente der kleinen Freude erlebe, oder das weite und doch sehr tiefgehende Gefühl von Liebe.
Das sehr tiefgehende Gefühl der Liebe ist aber keines, dass mal so beim "In-den-Ausschnittt-einer-jungen-Verkäufern-schauen" entsteht (soll hier nur als Beispiel für alle unvermittelten, kurzfristigen und auch nicht tiefer gehenden Begegnungen - ausgehend vom Eröffnungstext - stehen).

Zumindest ist für mich die Liebe als tiefergehendes Gefühl der Gemeinsamkeit wesentlich mehr, als so "zwischen Tür und Angel" entstehen kann. Auch wenn die Liebe als Gefühl nicht unbedingt der Erwiderung bedarf.

Oder ich sehe die Liebe als allgemeines Gefühl eines respektvollen, aufrichtigen und wohlwollenden Umgangs miteinander - nicht nur in einer Beziehung, sondern im Umgang mit meiner Umwelt. Und das äußert und zeigt sich eben auch in diesen vielen kleinen Momenten eines liebevollen Miteinanders. Was es leider viel zu wenig gibt, da stimme ich dem TE in vollem Umfang zu.

Und ja, so etwas kann natürlich auch erotische Aspekte haben *g*
*****s42 Mann
11.817 Beiträge
********cket:
Wer offen ist, erlebt soiche Situationen sehr viel häufiger (bewußt).
Dennoch bleibt es (für mich) zu lösen, zu hinterfragen.... ist es Liebe, ist es sein?
Ja, so sehe ich das auch.

Und ist es Liebe? Ja - sicher doch.
Wenn auch eine andere Liebe als die, die zwei (oder mehr) Menschen für eine lange Zeit miteinander verbinden kann - und doch irgendwie auch wieder sehr ähnlich.
@****as: Da kannst du mal sehen, wie das mit der unterschiedlichen Wahrnehmung ist.

Ich habe das mit dem Ausschnitt im Eingangsposting zwar gelesen, aber die Fragestellung nicht darauf - also auf etwas Erotisches - , sondern auf die Gesamtausstrahlung der Verkäuferin bezogen.

Und nach der weiteren Erklärung des TE hat er das wohl so auch gemeint.
******XXL Mann
3.800 Beiträge
********eter:
Ja, sicher kann man das äußere Phänomen als Ausstrahlung oder Aura beschreiben und benennen, doch damit trifft es noch nicht den Kern und die Ursache dieser äußerlich sicht- und spürbaren Wirkung.

Also so ein Erlebnis hatte ich auch mal. Das war nach einem (politischen) Vortrag, der von einer älteren Kubanerin gehalten wurde. Als sie nach dem Vortrag durch die Mittelreihe im Publikum ging, hatte ich einen Moment lang das Gefühl in einer Aura tiefer Liebe eingehüllt zu sein. Ich würde es als Kugel von ein paar Meter Durchmesser beschreiben, die diese Frau umgeben hat. Es würde mich wundern, wenn andere diese Aura nicht auch spüren könnten.

Das hatte übrigens exakt nichts mit Erotik zu tun.


Gruß
Stefan
**********ucher Mann
4.706 Beiträge
Themenersteller 
Stefan, das erinnert mich wiederum an eine Begegnung vor langer Zeit in München. Ich habe diese Begegnung und ihre Bedeutung für mich in einem kleinen Büchlein festgehalten, das ich hier auch als Homepage eingestellt habe ( https://www.joyclub.de/profile/homepage/1110736-158971.knoten_im_taschentuch.html ) und möchte an dieser Stelle noch einmal daraus zitieren, weil es zum Thema passt:

Vor Jahren war ich beruflich in München ... in meiner Freizeit schlenderte ich durch die Einkaufsstraßen und entdeckte irgendwo auf einer Ecke ein Lädchen ... ein Antiquariat für alte Bücher ... ich musste ein paar Stufen hinabsteigen und meinen Kopf etwas ducken, um in das Innere des Ladens zu kommen ... da steht, dicht beim Eingang eine alte Frau mit schlohweißem Haar und sie schaut mich aufmerksam einen Moment lang an mit ihren jugendlichen tiefdunklen Augen ... sie heißt mich auf eine herzliche Art willkommen, ich möge mich in Ruhe umschauen ...

Hatte diese, geschätzt an die achtzigjährige Frau, eben mit mir geflirtet und mir ein Auge zugezwinkert? Hmmm ... ich komme kurz ins Grübeln, doch meine Gedanken verflüchtigen sich bald im Angesicht der Eindrücke dieses seltsam anziehenden Lädchens ...

Vor mir eröffnete sich ein nicht allzu großer Raum, ringsum mit hohen Bücherregalen eingerahmt, auf denen alte Schätze auf ihre neuen Besitzer warteten ... die Bücher waren in den Regalen nach Themen geordnet und sorgfältig beschriftet ... es roch nach altem Papier und den ganzen Raum erfüllte eine Atmosphäre von unendlichem Wissen, so kam es mir vor ... alle Klassiker waren vorhanden ... Goethe, Schiller, Lessing, Herder und sogar mein guter alter Hermann Hesse ... schöne, wohlgepflegte Ausgaben, von denen ich gern einige mein Eigen genannt hätte ...

In der Mitte des kleinen Ladens stand ein großer Auslagentisch, auf dem viele Bücher nebeneinander ausgestellt und aufeinander gestapelt waren ... schon war ich im Reich dieser antiquaren Schätze versunken und bemerkte kaum mehr die jugendliche Alte ... da fiel mein Blick auf ein dickes, kartoniertes Buch in dunkelblauem Einband mit dem Titel "Die Wolfsfrau", das mich auf seltsame Weise anzog ... ich nahm das Buch zur Hand und schlug es in der Mitte auf, um zu sehen, wie es sich liest ... ich erwische eine Geschichte in dem Buch mit dem merkwürdigen Titel "Die Skelettfrau" ... huuuuuuuu ... doch irgendetwas zieht mich magisch an und ich beginne zu lesen ... die Geschichte erzählt von einem Eskimomädchen, das von ihrem Vater verstoßen und über eine Klippe ins Meer geworfen wurde und wie ein junger Fischer in der seither verwunschenen Bucht einen vermeintlich großen Fisch an der Angel hatte ... mit großen Mühen zieht er den Fang in sein Boot, muss aber zu seinem Entsetzen feststellen, dass es sich um ein Skelett handelt, über und über von Muscheln besät ... der Fischer versucht, das Skelett wieder über Bord zu werfen und zu fliehen ... doch in seinem Iglu angekommen bemerkt er, dass er das Skelett nicht abschütteln konnte ... es war ihm gefolgt und lag nun in einer Ecke seines Heims, die Knochen schrecklich verworren und in der Angelschnur verfangen ... in einem Anflug von Mitleid entwirrt er das Knäuel und fällt anschließend erschöpft auf sein Bett, worauf er sogleich einschläft ... in seinem Traum, der ihn offenbar an das Erlebte erinnert, beginnt er zu weinen und eine Träne rinnt ihm über die Wange, was von der Skelettfrau bemerkt wird, die zuerst von der Träne trinkt, sich dann zu dem Fischer ins Bett legt, sein Herz ergreift und beginnt, darauf zu trommeln, wobei sie ein rhythmisches Lied anstimmt und durch ihr Singen und Trommeln wieder zu Fleisch und Leben erweckt wird, bis ihre tief dunklen Augen wieder lebendig strahlen ...

Und wie ich so mit diesem Buch in der Hand zu Kasse gehe, sitzt dahinter die junge alte Frau und empfängt mich mit einem Lächeln und den Worten, ich hätte eine gute Wahl getroffen und es wäre genau das richtige Buch für mich ... leicht peinlich berührt bezahle ich schnell und verlasse mit kurzem Gruß und meinem Schatz unter dem Arm das Lädchen.

Später habe ich das Buch gelesen, es ist von einer mexikanisch-amerikanischen Psychoanalytikerin geschrieben, Clarissa Pinkola Estés, die sich auch einen Namen als sogenannte Cantadora (= Märchen- oder Geschichtenerzählerin) gemacht hat ... die Autorin beschreibt und analysiert darin auf ihre Weise die Seele der Menschen und besonders die der Frau, der "wilden Frau", wie die Erzählerin sie bezeichnet ... einer Art Ur-Frau, Ur-Mutter mit natürlichen Gaben und Instinkten ausgestattet, die es anhand von Märchen und Geschichten wiederzuentdecken gilt ... ich habe das Buch noch heute in meiner Nachtkonsole neben dem Bett aufbewahrt.


Seltsam, dass es oft sehr alte oder sehr junge Menschen sind, die diese Ausstrahlung, diese Aura, diese natürliche Liebe oder einfach positive Lebensenergie verströmen, oder?

Lieben Gruß

Jens
Auf meiner Arbeit
erlebe ich solche Momente.
Arbeiten tue ich mit Menschen mit Behinderung. Jeden Tag den ich da arbeite erlebe ich Liebe und diese Liebe wird von ganzem Herzen gegeben. Die Bewohner kennen noch Danke und Bitte und freuen sich über die kleinsten Dinge und lächeln dich jeden Tag liebevoll an. Jeden tag höre ich von einer Bewohnerin: "Du da" und dabei streichelt sie mir über den Arm und lächelt mich an. Genauso kommt jeden Tag mind. eine Bewohnerin zu mir und umarmt mich einfach so. Diese kleinen gesten lassen dich dann jeden Streit, jeden Stress vergessen und zeigen dir einfach nur, wieso ich meine Arbeit so Liebe....

Grüßle
**********ucher Mann
4.706 Beiträge
Themenersteller 
Liest sich sehr schön, stilles Wasser ... lächel. Toll, dass es Menschen wie dich gibt! Kleine Engel in dieser Welt! Das spüren deine Bewohner und lieben dich dafür. *g*
****ha Frau
6.274 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich kann Dich gut verstehen. Ich hab das selbst so empfunden, als ich noch im Seniorenheim gearbeitet habe. Ich und meine Kollegen hatten ein sehr herzliches Verhältnis zu unseren "Schäfchen" und Streicheleinheiten zu geben und auch zu empfangen, gehörte einfach dazu.
Das hat diese schwere Arbeit sehr wertvoll gemacht. *genau*
*****ess Frau
18.691 Beiträge
http://www.joyclub.de/my/2693928.stille_wasser24.html

Das habe ich auch schon festgestellt, dass behinderte Menschen viel lieber und freundlicher sind als normale und auch viel mehr Herzenswärme haben.
Ich könnte mir auch gut vorstellen, in diesem Bereich zu arbeiten.
Ja, das ist bei diesen Menschen definitiv so *g*

*wink*
Mein erster Besuch im Swingerclub, in netter Begleitung. Ich saß kurz alleine an der Bar, weil mein Begleiter im Gespräch mit jemandem vertieft war. Es war so eine verspiegelte Theke, und es lief eine ruhige, sanfte Musik. Da trat von hinten ein Mann, mit dem ich vorher schon ein paar Blicke getauscht hatte, an mich heran, legte seine Arme um mich, seinen Kopf neben meinen Kopf - hielt mich so, und wir sahen uns im Spiegel einfach nur an. Einfach so, er wiegte mich in seine Armen, und da war so viel Sanftheit, Liebe, Vertrauen und Gefühl in dieser kleinen Geste, dass mir wirklich das Herz aufging.

Als das Lied zu Ende war, gab er mir einen Kuß auf die Wange und ging. Wir sind uns nicht wieder begegnet. Aber diesen zauberhaften Moment vergesse ich nicht *g*
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