Die Liebe und die Leichtigkeit
Ich mache mir viel Gedanken um die Liebe und das Verlieben. Auch wenn viele die zwei Begriffe klar trennen, gehören sie für mich eigentlich zusammen, oder anders gesagt: Je mehr sie zusammengehören, desto besser. Man kann nicht ewig verliebt sein, aber es ist auch in einer länger währenden Beziehung sehr schön, wenn man sich doch über die Anwesenheit des Partners immer wieder freut und es richtige Glücksmomente neben dem grauen Alltag gibt.Das Schöne ist, dass fast jeder von uns schon einmal richtig verliebt war, wir also auf einen persönlichen Erfahrungsschatz zurückgreifen können, der uns auch in der Zukunft nützen kann. Und dabei ist ein Faktor für mich entscheidend: die Leichtigkeit.
Wenn wir uns erinnern, wie wir uns zum ersten Mal richtig verknallt haben, dann war es für die meisten ein Spiel von Luftballons, die sich in der Luft umspielten, berührten, umwirbelten, immer aber mit der Möglichkeit des Lösens und sogar dem Platzen der Träume.
Wir verlieben uns nur, wenn ein Freiraum zwischen den Liebäugelnden besteht und es ist der häufigste Fehler, diesen Abstand zu unterschreiten und zu schnell aufeinander zu prallen. Die Sehnsucht, jemanden nahe zu kommen, konterkariert aber diesen wichtigen Abstand. Mit anderen Worten: wenn ich jemanden attraktiv finde, fühle ich mich ja angezogen und muss sozusagen Gegenschub geben, wenn ich zum Erfolg kommen will.
Lernen können wir aus dem beinahe größten Schrott, der gerade im Fernsehen läuft: die Bachelorette!
Glaubt ihr nicht? Dann schaut mal rein. Hier wird nämlich mit professionellen Mitteln versucht, das Verlieben voranzutreiben. Und das geschieht nicht in den "Dreamdates", sondern in den als Füllmaterial getarnten Funsport-Events.
Da muss die arme Bachelorette mit ihrem Auserwählten an einer Hochhausfassade herunter klettern. Dümmer geht's nimmer? Weit gefehlt. Hier passiert nämlich etwas, was psychologisch bewiesen ist: die größte Wahrscheinlichkeit des Verliebens besteht bei einer gemeinsam durchlebten Gefahr (es geht auch ein Problem, ein Projekt, eine Aufgabe). Wichtig ist, dass die Konfrontation zwischen den beiden aufgehoben wird und sie gemeinsam ein Problem bewältigen können.
Was bedeutet das für ein Kennenlernen mit Ziel: Liebe im Joy?
Ich muss eine Konfrontation vermeiden. Konfrontation bedeutet z.B., dass ich meinen Körper (am besten nackt) ins virtuelle Schaufenster stelle. Das macht es dem Betrachter fast unmöglich, keine Wertung abzugeben, und Wertungen sind Entscheidungen. Entscheidungen haben nichts mit Leichtigkeit zu tun. Besser: Ein Lächeln (kommt übrigens sehr selten auf den Fotos hier vor) und viele Themen und Hobbies, an denen man eine Unterhaltung anknüpfen kann.
Das obligatorische Kaffeetrinken ist auch nichts anderes als Frontalkrieg. Man sitzt sich gegenüber (Konfrontation!) und kann über nichts reden als sich selbst oder den schlechten Kaffee. Besser ist da eine gemeinsame Aktion, die den Fokus von sich selbst ablenkt.
Und am besten ist eine Aktion, die schief geht. Wer also besonders raffiniert dem Glück auf die Sprünge helfen will, der baut eine Sollbruchstelle ein: falsche Karten für ein Theaterstück, Restaurants, die geschlossen haben etc.
Einfach Probleme, die dann gemeinsam bewältigt werden müssen und mit einem lustigen Burgeressen bei Mc Donalds enden.
Denn eines muss die Liebe haben: Leichtigkeit.