Hallo,
das mit der "Auswahl an Menschen" ist nicht die Antwort auf meine Frage. Obwohl ich eine Auswahl an Menschen habe und die Erlaubnis, diese dank eines einvernehmlich polyamoren sowie unter der Voraussetzung von Körperflüssigkeitentreue darüber hinaus "offenen" Beziehungskonzepts auch "auszukosten", möchte ich doch mit einer Person, die ich liebe, auch eine Beziehung führen können. Ich glaubte bis vor kurzem fest daran, dass es IMMER eine Lösung gibt, wenn alle Beteiligten dies wollen und entweder bereits gemeinsame Wertevorstellungen haben oder so lange die eigene Meinung hinterfragen, bis ggf. ein gemeinsames Ideal gefunden werden kann und darauf hingearbeitetet werden kann : allerdings erfordert dies Energie und Frustrationstoleranz.
Bzgl. des Konflikt-Beispiels stellt sich zum Beispiel erst die Frage, ob man grundsätzlich der Meinung ist, DASS Konflikte ausgetragen werden SOLLTEN (bzw. dass es erstrebenswert wäre, dies zu KÖNNEN) und wenn darüber Einigkeit besteht, dann wirklich an Kommunikation etc. gemeinsam zu arbeiten, z.B. von der eigenen "Sprache" in eine andere zu "übersetzen" oder Ängste zusätzlich zum eigentlichen Konfliktinhalt mitzukommunizieren etc. (Schwierig ist es jedoch, wenn eine/r der Beteiligten der Meinung ist, dass es ein IDEAL sein kann, Konflikte immer "unter den Teppich zu kehren" und "auszusitzen". Das ist die eine Beziehungskrise, die meine o.g. These ins Wanken brachte. Diese Beziehung ist nun tatsächlich beendet, seitens der Partnerin, die keine Lust mehr auf weitere Lösungssuche hatte und auch meinte, dass ihr diese Bemühungen darum wirklich schadeten und nicht nur nervten.)
Bzgl. des Squirting/Pee-Beispiels (in einer anderen Beziehung) ist es jetzt so, dass ich kurz vor meinem Orgasmus, wenn ich merke, dass ich "spritzig" kommen könnte und es möchte, tatsächlich "Stop" sage und ab dann selbst übernehme. Der Partner bleibt noch im Raum und wohnt aus "sicherem Abstand" meinem nassen Orgasmus bei, aber seine Lust ist dann vorbei. In anderen Fällen unterdrücke ich das Squirten und verzichte entweder ganz auf einen Orgasmus oder begnüge mich mit einem, der deutlich flacher ausfällt. Manchmal geht es sogar, kontrolliert erst die Flüssigkeit in eine Flasche "abzulassen" und dann doch noch ein gemeinsames Liebesspiel fortzusetzen. Das ist nicht optimal, aber da er tatsächlich zu den Menschen zählt, mit dem ich schlafe und nicht nur ficke (für mich ist miteinander schlafen primär nah und schön und ficken primär geil und extatisch), ist es doch eben etwas, wie wir die Nähe miteinander weiter teilen können. (Dennoch hört eine gewisse Hoffnung nicht auf, dass es ihn irgendwann nicht mehr stört. Und darin sehe ich die Krux. Andererseits bin ich auch bereit, eigene Hürden von Dingen, die mich anfangs im gemeinsamen Sex störten und wo ich bei jedem anderen "nein, dann lieber gar nicht" gesagt hätte, für dieses Miteinander-Gefühl mit dieser Person aufzugeben. Man KANN, auch dies wieder meine persönliche feste Überzeugung, auch an Ekelgefühlen und Abwehrgefühlen arbeiten, nur geht das eben dann nicht mit der Brechstange sofort, sondern es kann eine mehrmonatige Annäherung an ein Ziel sein, sofern man sich diese Mühe eben machen möchte. Was man sicher nicht für eine Affäre tut, die ein gegenseitiges Zweckbündnis für schnellen Sex darstellt, aber in einer Liebesaffäre eben ggf. doch mit einer ganz anderen Hingabe. So zumindest nun passiv meine Erfahrung....was ich bis vor kurzem nicht gedacht hätte. Ich glaube, meine Sexualität ist mit ihm viel weiblicher geworden, früher wurde sie oft als männlich eingestuft. Was sie mit anderen Partner/innen weiterhin ist. Und ich finde solche Entwicklungen spannend.)
In der Tat finde ich es einfach toll, in einem nahen Umfeld auch meine eigenen Grenzen zu erweitern. Aber das scheint nicht jede/r so zu sehen. Und dann ist noch die Frage, ob man es überhaupt immer KANN. Und wie lang es dauert. Und ob man selbst und das Gegenüber die Geduld haben. Und ob es immer für die eigene Entwicklung von Vorteil ist, zumindest die Wahl zu haben : also sich Ängsten zu stellen und danach nicht mehr sagen zu können "ich kann nicht, es schadet mir" sondern "ich will nicht, es gefällt mir wirklich nicht", NACHDEM man es wirklich gelernt, erlebt, ausprobiert etc. hat.